© Lorenz Borsche
1986-2001
Bevölkerungswachstum und
steigender Wohlstand in den Ländern der 2. und 3. Welt werden, allen
Einsparbemühungen zum Trotz, das CO2-Problem verschärfen.
Ausweg kann nur eine CO2-freie Energiequelle sein, die jedoch
mit bestehender Technik realisierbar und industriekompatibel sein muß.
Vorgeschlagen wird ein Verfahren, bei dem Kohlenstoff, im Kreis geführt,
nur noch als Trägermaterial dient. Am Enstehungsort wird das
CO2 unter geringen Prozeßverlusten von ca. 10% sofort
verflüssigt. Aus Solarwasserstoff, gewonnen in wüsten- und
sonnenreichen Ländern, und dem flüssigem CO2 werden
wiederum flüssige Kohlenwasserstoffe hergestellt und der Kreislauf
geschlossen.
Einige wenige Überlegungen
aber verdeutlichen, daß Einsparungen das Problem nicht nur nicht
lösen können, sondern auch gleichzeitig wertvolle F+E-Ressourcen
binden, und damit andere Strategien, die das Problem tatsächlich lösen
könnten, verhindern: Alle technisch möglichen Einsparpotentiale
nämlich werden in Zukunft sowohl vom Bevölkerungswachstum, wie
auch von der Steigerung des Lebenstandards in der 2. und 3. Welt mehr als
konterkariert. Selbst wenn die 500 Millionen Europäer und Amerikaner
in 10 Jahren nur noch halb soviel CO2 erzeugen würden, stehen
demgegenüber mindestens 3 Milliarden Menschen aus der 2. und 3. Welt,
von denen dann irgendwann einmal ebenfalls jeder ein Auto, Kühlschrank
und Heizung oder Klimaanlage benutzen wird - womit letzten Endes ein Mehrfaches
des derzeitigen CO2-Eintrages erreicht würde. Fazit: Sparen
ist nur eine Scheinlösung.
Zu fordern ist daher die
CO2-Null-Emmissions-Energiequelle, nicht nur für den Bereich
Verkehr, sondern auch für die Wärmeerzeugung im privaten und
industriellen Sektor (Heizung, Verkehr und Stromerzeugung)
Energieträger werden vom
Verbraucher nach mehreren Kriterien beurteilt. Neben dem Preis sind
Verfügbarkeit und Handhabung wichtige Kriterien. Zur Handhabung
gehören Energiedichte und Lagerfähigkeit - einer der Gründe,
warum sowohl Elektro- wie auch Wasserstoff-Antriebe derzeit praktisch keine
Marktchancen haben. Bei den Elektroantrieben ist das Leistungsgewicht der
Batterien nach wie vor um den Faktor 5-10 zu hoch, die Speicherung von
Wasserstoff triit trotz intensiver Forschung weiterhin auf der Stelle. Zudem
ist das Risikopotential von Wasserstoff extrem hoch (Knallgasexplosionen).
'Gute Noten' in diesem Bereich dagegen erhalten Kohlenwasserstoffe in jeder
Form: leicht zu lagern und zu transportieren bei hoher Energiedichte und
prinzipiell beherrschbaren Risiken.
In der Form von Bio-Alkohol oder Rapsdiesel wäre - über die Atmosphäre - auch die Zero-Emmisionsforderung zu erfüllen: das bei der Verbrennung von Bio-KW freigesetzte CO2 wird beim Nachwachsen der Energiepflanzen (Raps etc.) wieder gebunden. Allerdings würden wertvolle landwirtschaftliche Anbauflächen so der wachsenden Weltbevölkerung als Nahrungsmittelquellen entzogen.
Ein ähnlicher Kreislauf,
bei dem der Kohlenstoff, im Kreis geführt, nurmehr als `Backbone' zum
Transport von solar erzeugtem Wasserstoff dient, wird von Lorenz Borsche
vorgeschlagen: Die Elemente des CASH-Zyklus (CArbondioxide-SolarHydrogen)
sind allesamt vorhanden und verfügbar; das gilt sowohl für die
Technologien, wie auch die Produkte. Zentrale Idee ist, das CO2
am Entstehungsort zu verflüssigen und über dieselben Transportwege,
die auch beim Transport des Energieträgers genutzt werden,
zurückzuführen. In den traditionell ölexportierenden Staaten
werden, mit Unterstützung der Industrieländer, Solarzellenfabriken
im großen Maßstab aufgebaut. Diese Länder verfügen
über geeignete Flächen (Wüsten) für die Installation
großer Solarzellenfelder. Mit dem Strom aus diesen Solarfeldern werden
über bekannte Prozesse aus der Chemie aus Wasser und dem
rückgeführten CO2 wiederum flüssige Kohlenwasserstoffe
hergestellt. Da die CO2-Verflüssigung nur ca. 10% z.B. der
Antriebsenergie einer mit Kohlenwasserstoffen betriebenen motorischen
Antriebsquelle in Anspruch nimmt (ca. 3.5% des Primärenergieeinsatzes),
ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, die Energiedichte des Energieträgers,
nicht in Frage gestellt. Lagerung und Transport allerdings erfordern entweder
Drucktanks (15 bar bei -30 C) oder die dreimal energieintensivere Herstellung
von Trockeneis (drucklos bei -60 C), das dann bei Normaldruck gelagert und
transportiert werden könnte und praktisch keinerlei Risiken beinhaltet.
Die Vorteile für alle
Beteiligten liegen klar auf der Hand: In den Industrieländern brauchen
nur erprobte und vorhandene Techniken ergänzt zu werden, ein von vielen
befürchteter radikaler Umbau wird vermieden, unpopuläre Sparapelle
sind überflüssig. Die ölexportierenden Staaten können
alle Zukunftsängste (Endlichkeit der Vorräte etc., Auswirkung
ökologisch motivierter Sparforderungen etc.) beiseite lassen. Die massive
Einführung von Solarerntefeldern erfordert dort eine rasche
Industrialisierung. Das Konzept hat in den Erzeuger- wie auch
Verbraucherländern positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Ein generelles Umdenken allerdings
wird in den Köpfen der beteiligten Techniker und Ingenieure erforderlich
sein: Zu Lasten des Energieverbrauchs sind alle Prozesse innnerhalb des
CASH-Zyklus auf Umweltverträglichkeit zu optimieren: Unter jedem denkbaren
Energieeinsatz sind alle Stoffströme im Kreis zu führen, denn in
Zukunft ist nicht Sparen angesagt, sondern - zugunsten einer
unbeschädigten, lebenswerten Umwelt - der gezielte Einsatz einer kostenlosen
und nahezu unendlich verfügbaren Energiequelle: des Sonnenlichts.