Nun kommt im letzten Moment noch ein neues Thema,
zu dem ich unmöglich still sein kann.
Viele von Ihnen werden die seit kurzer Zeit innerhalb
der Branche zunächst nur kursierende, mittlerweile durch
Berichterstattung öffentliche E-Mail eines selbsternannten
Anonymus über den Börsenverein kennen. Allerdings ist es
diesem Anonymus nicht gelungen, sich so gut zu verstellen, dass er nicht
doch zu erkennen wäre.
Überschrift dieses Textes: Börsenverein
ade? Eine Analyse ...
1.
Ich finde das schlimm!
2.
Und ich finde es schade!
3.
Und ein bisschen habe ich mich
geärgert.
Nein, nicht schlimm, dass es diesen Text gibt,
das gefällt mir und hoffentlich auch noch einigen anderen in unserer
Branche durchaus.
Zu
1.
Aber schlimm finde ich es, dass die teilweise
sicherlich berechtigte Kritik von jemandem artikuliert werden muss, der als
Dienstleister (im EDV-Bereich?) in dieser Branche agiert, und wir als
Mitglieder dieses Verbandes es bisher nicht in der Breite geschafft
haben, diese Kritik selbst zu formulieren. Das wäre
nämlich unsere Aufgabe gewesen, und das ist unsere Aufgabe auch
in der Zukunft.
Ein Verein, egal ob Börsenverein oder
Kaninchenzüchterverein, kann nämlich immer nur so gut sein, wie
seine Mitglieder ihn gut sein lassen. Und das müssen sich
die Mitglieder dieses Börsenvereins alle zusammen fragen lassen,
was sie (Sie!) denn in der Vergangenheit getan haben, um einen lebendigen
Verband mitzugestalten. Einen Verband, in dem mit Elan und mit Freude
Zukunftsaufgaben diskutiert und daraus Handlungen abgeleitet werden. Einen
Verband, der kritikfähig und kritikwürdig daherkommt, weil seine
Mitglieder mit Sachverstand für Verbesserungen zu streiten
in der Lage sind. Und was gedenken sie (Sie!) in Zukunft dafür zu tun?
Der Börsenverein, liebe Kolleginnen und Kollegen,
das sind nicht die da in Frankfurt. Der Börsenverein, das
sind wir wir alle zusammen. Und da genügt es eben nicht, alle
drei Jahre auf einem Wahlzettel ein Kreuzchen zu machen und dann in der
Mentalität Hannemann, geh du voran die gewählten
Vertreter/innen agieren zu lassen. Wobei ich für den AKS-Sprecherkreis
und meine Wenigkeit und auch für eine ganze Reihe Kolleginnen und Kollegen
im Sortimenter-Ausschuss in Anspruch nehme, dass wir engagiert gearbeitet
haben und auch weiterhin arbeiten.
Zu 2.
Sehr schade finde ich, dass Anonymus nicht sagt,
wer er ist. Damit reduziert er die Akzeptanz seiner Aussagen und bietet
seinerseits Angriffsfläche.
Und die Notwendigkeit zur offenen Diskussion wird, so fürchte
ich, weniger ernst genommen als es Not täte.
Zu
3.
Und als ärgerlich empfinde ich es, dass alle
Kritikpunkte so relativ unsortiert durcheinander geworfen werden. Auch
Kritik, vor allem solche, die konstruktiv sein soll, muss gut strukturiert
und gut aufbereitet sein. Vor allem aber muss sie in allen Punkten wirklich
wahr sein, und auch da scheinen mir in diesem Text leider einige Fragezeichen
angebracht.
Trotzdem dass dieser Text jetzt existiert,
darf in der Branche nicht wieder zum üblichen Stillschweigen führen.
Ein Leserbrief, eine Meinungsäußerung oder
Ähnliches kann man auch trotz Weihnachtsgeschäft noch
schreiben. Wenn einem die Sache wichtig ist.
Wenn jetzt wieder alles schweigt, dokumentiert
eine ganze Branche, wie unwichtig ihr der eigene Verband und damit
sie sich selbst ist.
Und weil Anonymus uns mit seiner Aktion die
Gelegenheit gibt, das Gegenteil unter Beweis zu stellen, gebührt
ihm unser aller Dank.
Danke also,
L.B, und wenn Sie jetzt noch
den Mut haben und sich zu erkennen geben, dann
gebührt Ihnen auch unsere Anerkennung.
Diesen letzten siebten Punkt meines Briefes habe
ich ohne Abstimmung mit dem AKS-Sprecherkreis oder irgend jemand anderem
formuliert. Er gibt daher ausschließlich meine persönliche Meinung
wieder. Ich bin aber sicher, dass viele Kolleginnen und Kollegen diese Meinung
so oder ganz ähnlich teilen.
Ihre
Ilona Rehme
AKS-Sprecherkreis