Im
folgenden wird ein Vorschlag gemacht,
wie die Bereitschaft der Bevölkerung zu Organ- und Blutspenden verbessert und
sozialer gestaltet werden kann. Kernidee ist in beiden Fällen der aus allen
Versicherungen bekannte Gedanke der Solidargemeinschaft. Das zuständige
Ministerium hat für diese kostenlosen, wie auch gleichzeitig kostensparenden
Ideen leider nichts übrig.
An
das Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
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Date:
Wed, 18 Nov 1998 13:24:51 +0100
To:
kreuser@bmg.bund400.de
From: Lorenz
borsche LBsys@gmx.de
Subject:
Organspende
>Beachten
Sie bitte: Es werden nur E-Mails beantwortet,
>die
Ihre Postanschrift enthalten.
Lorenz
Borsche
Fischergasse
3
69117
Heidelberg
Betr.:
Organspenden
In
der Presse war zu lesen, daß nach Einführung des OS-Gesetzes die Organspenden
leider überhaupt nicht zugenommen haben (wen wunderts).
Das
größte Hemmnis dürfte darin bestehen, die Menschen zu bewegen, einer Spende
vorab zuzustimmen, denn das bedeutet, sie müßten nicht nur einverstanden sein,
sondern auch noch aktiv werden (wo denn z.B. kann ich unterschreiben...).
Nachdem
sich Frau Ministerin Fischer auch ungewöhnlichen Lösungsansätzen nicht
verschliesst (GottseiDank), hätte ich folgenden Vorschlag:
"Gibt
es zwei gleich geeignete Bewerber für ein gespendetes Organ, dann erhält
der/diejenige den Vorzug, der/die selbst eine Organspendeverpflichtung (vor
Ausbruch der Krankheit) unterschrieben hat."
Und
da ja nun jeder mal in die Situation kommen kann ein Organ zu brauchen...
(Haben
beide unterschrieben, könnte ein Faktor ermittelt werden aus Zeitpunkt der Unterschrift
und Lebensalter. Das soll zunächst mal den bevorzugen, der recht bald
unterschreibt und nicht abwartet, bis die ersten Horror-Pressemeldungen ihn/sie
dazu treiben, aber andererseits verhindern, daß junge Menschen, die ja
frühestens ab 18 unterschreiben können, gegenüber älteren benachteiligt
werden).
Und
um die Idee gleich weiterzunutzen: Blutspende? Angeblich müssen wir teuer Blut
einkaufen, weil hier nicht genug gespendet wird. Also: Durchschnittlich braucht
jeder Mensch einmal im Leben 100 ccm Blut (oder was weiß ich). Wer bis dahin
noch nie gespendet hat, muß in Zukunft die Konserven selbst bezahlen (Pech :-).
Also eine Art Zuzahlung, die man aber selbst beeinflußen kann (Termin geben
lassen reicht, wir wollen ja nicht alle auf einmal...).
Ich
finde beide Ideen einerseits äußerst sozial und andererseits äußerst
eigenverantwortlich. Und kosten tun sie auch nix, aber sparen helfen sie.
"Komm' ich jetzt ins Feeernseeen?"
(Herbert Görgens, SAT1-Wochenshow)
Mit
herzlichen Grüssen / Cordially yours
Lorenz
Borsche
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Mitte
Dezember bekam ich den üblichen Absagebrief, unterschrieben hat eine Herr oder
Frau Nickel, so egal sind wir denen da oben, daß sie sich noch nicht mal zu
erkennen geben müssen. Mit blumigen Worten und dämlichen Schein-Argumenten
wurde der Vorschlag verworfen. Ich habe darauf geantwortet:
Date: Tue,
22 Dec 1998 17:50:58 +0100
To:
kreuser@bmg.bund400.de
From: Lorenz
Borsche LBsys@gmx.de
Subject: Organspende
Bitte
weiterleiten an Herrn oder Frau Nickel,
Geschäftszeichen:
312-04400
Sehr
geehrte/r Frau/Herr Nickel,
danke für
Ihr Schreiben vom 15.d.M., daß ich kurz beantworten möchte:
Sie
schreiben: "Organspende ist gelebte Solidarität...". Dem kann ich nur
zustimmen. I.d.R. kommen aber in der Genuß einer Solidaritätsleistung nur
Mitglieder einer Solidargemeinschaft - und die Mitgliedschaft ist normalerweise
auch nicht beitragsfrei. Anspruch auf Arbeitslosengeld habe ich nur, wenn ich
auch Beiträge in die entsprechende Versicherung eingezahlt habe. Für
Nichteinzahler gibt's die Arbeitslosenhilfe, sie werden also etwas anders
behandelt. Wer einer Organspende zustimmt sollte m.E. besser gestellt werden,
als derjenige, der dies nicht tut, das wäre genau im Sinne des Solidargemeinschaftsgedankens (wer nie
arbeitslos wird, aber eingezahlt hat, wird bis zu seinem Tode niemals davon
"profitieren", lebt also seine Solidarität ebenso 'über seinen Tod
hinaus, denn die Beiträge sind auch für seinen Erben verfallen).
Ich
dachte, es wäre im Sinne aller, der Freiwilligkeit bei der Zustimmung zur
Organspende ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Das ist weder behördliche
Anordnung noch Verlangen. Zum Vergleich: Ich bin selbständig tätig, also nicht
automatisch gegen Berufsunfähigkeit versichert. Natürlich habe ich freiwillig
ein BU abgeschlossen, die mich monatlich viel Geld kostet, aber auch im Notfall
meine Familie ernähren kann. Stünden mir die Leistungen der gesetzlichen
Versicherung (die ja auch eintritt, wenn Berufsunfähigkeit vorliegt) auch ohne
Beitragszahlung offen, würde ich niemals die BU abgeschlossen haben. Dito
Organspende: Solange ich im Ernstfall auch dann auf die Empfängerliste komme,
obwohl ich nicht den geringsten Beitrag dazu leiste, gibt es für mich keinerlei
Anlaß irgendwelche Papiere (die zuzuschicken die Krankenkasse bislang nicht für
nötig befunden hat) auszufüllen.
Vielleicht
überdenken Sie ja den Vorschlag nochmals. Er kostet nichts, hilft dagegen
Kosten senken und löst ein Problem. Der Überbringer einer Nachricht wird
gemeinhin ja auch für ihren Inhalt verantwortlich gemacht. Das gilt für die
schlechten, aber auch für die guten. Wenn dies nun eine gute Nachricht wäre....
Mit
herzlichen Grüssen / Cordially yours
Lorenz
Borsche
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Was
glauben Sie ob ich Antwort erhalten habe? Natürlich nicht. Ich habe es
gewagt, den Schlaf hochbezahlter Beamter zu stören, und das gleich 2 mal,
peinlich, peinlich. Ich hab's dann zwei Jahre später ein letztes Mal versucht:
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Date: Sat, 9 Dec 2000 12:34:29 +0100
To:
info@bmg.bund.de
From: Lorenz Borsche
<lbsys@profimail.de>
Subject: Organspenden
Lorenz
Borsche
Fischergasse
3
69117
Heidelberg
Bitte
weiterleiten an:
Herrn oder Frau Nickel,
Geschäftszeichen: 312-04400
Sehr
geehrte/r Frau/Herr Nickel,
Im
November 1998 machte ich Ihnen einen Vorschlag bzgl. der Verbesserung der
Situation bei Organspenden, den Sie leider ohne stichhaltige Argumente rundheraus
ablehnten. Ihre Haltung (nämlich Verbesserungsvorschläge einfach abzulehnen,
statt sie zu prüfen und anzugehen) hat, wie sie u.a. Pressemeldung entnehmen
können, inzwischen etlichen Menschen das Leben gekostet. Ich erwarte, daß Sie
nun endlich Ihre Pflicht tun und meinen Vorschlag von damals (den ich weiter
unten nochmals zitiere) in den geeigneten Gremien ernsthaft diskutieren.
Sollten Sie wiederum mit haltlosen Argumenten ablehnen, würde ich mich
gewzungen sehen, über einen meiner 4 Bundestagsabgeordneten zu intervenieren
(tja, in meinem Wahlkreis habe ich die vollkommen freie Auswahl). Also lassen
Sie sich bitte diesmal etwas besseres einfallen, am besten, indem Sie meinen
Vorschlag z.B. der Staatssekretärin Frau Nickels vortragen.
Hier die
Pressemeldung, die mir im Nachhinein völlig recht gibt:
>>>
Samstag
2. Dezember 2000, 10:25 Uhr
Lange
Wartelisten für Organtransplantationen
Hamburg
(dpa) - Patienten müssen in Deutschland nach einem Bericht der «Welt am
Sonntag» immer länger auf eine Organtransplantation warten.
Die
Wartezeit für eine neue Niere betrage zurzeit sechs Jahre, schreibt die Zeitung
unter Berufung auf Antworten der Bundesregierung auf entsprechende Fragen der
Unionsfraktion im Bundestag. 1995 habe die Wartezeit noch viereinhalb Jahre
betragen. Im selben Zeitraum sei die Zahl der Patienten, die eine Spenderniere
benötigten, von rund 9 500 auf über 11 000 gestiegen. Die Zahl der
Transplantationen sei mit etwa 2 000 pro Jahr aber etwa gleich geblieben. Diese
Tendenz sei bei anderen Organspenden ähnlich.
Wie
das Blatt weiter berichtet, besitze nur rund jeder Neunte einen
Organspenderausweis. Der Anteil derer, die eine Organspende ablehnten, sei
zudem in den vergangenen Jahren von knapp 30 auf 37 Prozent gestiegen.
Als
Folge der mangelnden Bereitschaft der Deutschen zu Organspenden seien in den
vergangenen Jahren viele Patienten gestorben, bevor ein passendes Organ für sie
zur Verfügung stand. Allein zwischen 1994 und 1999 seien während der Wartezeit
2 122 Nierenpatienten, 1 461 Herzpatienten sowie 739 Patienten, die eine neue
Leber benötigten, gestorben.
Und
hier meine 1. und 2. Mail vom November 1998:
[Fullquote der obigen mails]
P.S.:
Ich hoffe sehr, daß auch Sie schon im Jahr 2000 angekommen sind, und ich die
Antwort diesmal per email erhalte.
Mit herzlichen Grüssen /
Cordially yours
Lorenz Borsche
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Was
glauben Sie, ist passiert? Richtig: Gaaaaarnix.
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