SF-Diskussion

Diskussion linearer und nonlinearer Ansätze zur Ermittlung des sozioökonomischen Korrekturfaktors

Bei Durchsicht der PISA-Daten war schnell klar, daß die ausgewiesenen Immigrantengruppen sich nach Größe und sozioökonomischen Background ganz erheblich unterscheiden. Die Tatsache, daß die PISA-Forscher die Daten aller Länder mit weniger als 10% Migrantenquote als nicht signifikant einfach aussortiert hatten, ist sehr zu bedauern, denn es ist völlig einsichtig, daß z.B. eine Migrantengruppe von 9% mit einem hohen ISEI (pos. Selektion bei Einwanderung) das PISA-Ranking durchaus stark beeinflussen kann, insbesondere wenn die Punktwerte der einzelnen Länder ohnehin nur wenige Punkte auseinanderliegen.

Klar war leider auch, daß man den Einfluss der Migrantengruppen aus den aggregierten Daten durch plausible Rechenoperationen würde gewinnen müssen, denn obwohl sich aus dem PISA-Datenmaterial genauere PISA- und ISEI-Werte auch für Subgruppen errechnen lassen würden, wurden diese doch nur in Einzelfällen in der der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Studie exemplarisch ausgewiesen (z.B. Tabelle 8.23).

Insofern mussten folgende Grundannahmen getroffen werden:

Die Annahmen sind nicht nur plausibel, es finden sich dazu auch in der PISA-Studie hinreichende Hinweise und Andeutungen.

Bei der Konstruktion des SF war zunächst beabsichtigt, einen Wert in einer Dimension zu schaffen, der es erlaubt durch einfach Addition zum PISA-Wert eine Vergleichbarkeit der korrigierten Länderergebnisse auch durch Laien zu erreichen, daher sollte für positive Subgruppen-ISEI auch negative SF-Werte ereicht werden können.

Es wurden dabei mehrere mathematisch-methodische Annahmen getroffen:

Vor allem die letzten beiden Annahmen über Nonlinearität haben aber, wie wir später sehen werden, keineswegs die massiven Auswirkungen, die man vermuten sollte, sie sind in unserem Fall sogar kontraproduktiv, ebenso wirkt sich eine stärkere Bewertung der Subgruppe Umgangssprache<>Testsprache keineswegs gravierend aus.

Im ersten Durchgang wurde gerechnet wie folgt:

M1 = (power(45.55/ISEI(U=T),2)-1) * sqrt(MIG(U=T))
M2 = (power(45.55/ISEI(U<>T),2)-1) * sqrt(MIG(U<>T))

SK = 2 x M1 + 5 x M2

Beachte:

Die so erhaltenen Werte finden Sie weiter unten, aber auch auf der Vorgängerseite in der letzten Spalte, darunter die zugehörigen R und R square, sowie die Regressiongerade.

Da nonlineare Zusammenhänge nicht jedem unmittelbar einleuchten, wurden einfachere lineare Zusammenhänge ebenfalls getestet.

Hierbei wurde auf die Normierung als Korrekturwert in PISA-Punkten verzichtet:

M1 = (45.55-ISEI(U=T) * MIG(U=T))
M2 = (45.55-ISEI(U<>T) * MIG(U<>T))

SK = M1/k1 + M2

wobei für k1 Werte von 2.5 (vgl oben 5:2) bis 1.0 gestest wurden. Zusätzlich wurde der Inländer-ISEI des jeweiligen Landes mit dem Inländeranteil wie bei den Migranten verrechnet und mit dem Faktor 0.2 gewichtet, also:

M3 = (45.55-ISEI(inl) * Inl)

SKii = M1/K1 + M2 + 0.2*M3

(ein höheres Gewicht als 0.2 für den Inländeranteil verdeckt den Einfluss des Ausländeranteils, wie Tests ergeben haben).

Die so berechneten Werte stellen sich dar wie folgt:

LAND     PISA PS25  L25 L25I  L20 L20I  L15 L15I  L10 L10I L10I3
X1 X2 X3 X4 X5 X6 X7 X8 X9 X10 X11 Luxembur 441 71 287 285 238 236 237 235 236 234 232
Griechen 474 5 10 45 9 44 8 43 7 42 94
Liechten 483 41 213 184 152 123 143 114 126 97 54
Deutschl 484 32 85 86 78 79 78 79 78 79 80
Schweiz, 494 28 87 72 118 103 120 105 126 111 89
Dänemark 497 10 31 51 33 53 34 54 37 57 87
USA, 504 18 71 56 87 72 90 75 95 80 57
Frankrei 505 22 52 72 47 67 50 70 55 75 105
Norwegen 505 -2 -4 -55 52 1 67 16 99 48 -28
Österrei 507 18 44 33 67 56 70 59 76 65 49
Belgien, 507 27 68 66 53 51 53 51 52 50 47
Schweden 516 10 28 26 27 25 27 25 27 25 21
Grossbri 523 6 -11 -12 20 19 20 19 21 20 19
Australi 528 3 18 22 29 33 29 33 28 32 38
Neuseela 529 -9 -64 -32 -54 -22 -62 -30 -79 -47 1
Kanada, 534 -4 -39 -20 -24 -5 -30 -11 -41 -22 6  
Dabei bedeuten beispielhaft:

PS25: Power/Sqrt, k1=2.5
L25 : Linear, k1 = 2.5
L15I: Linear, K = 1.5, plus Inlands-ISEI

Obwohl der lineare Ansatz vom erstgewählten Ansatz mathematisch deutlich abweicht, sieht man schon an den resp. Ergebnissen, daß das Ranking nach SK davon nicht stark beeinflusst ist, erst die Hinzunahme des Inlands-ISEI hat einen sichtbaren Effekt. Dies beweisen auch die resp. Werte für Pearsons R square, die sich wie folgt darstellen (Rsq oG: ohne Griechenland):

Werte    PISA PS25  L25 L25I  L20 L20I  L15 L15I  L10 L10I L10I3
X1 X2 X3 X4 X5 X6 X7 X8 X9 X10 X11 R square / 0.66 0.67 0.70 0.68 0.70 0.69 0.71 0.60 0.75 0.70 Rsq oG / 0.92 0.86 0.90 0.86 0.89 0.86 0.88 0.82 0.89 0.81

Fazit: Die Behauptung, der sozioökonomische Faktor der Immigrantengruppen und ihre Anteile an der Gesamtbevölkerung hätten einen direkten und erheblichen Einfluss auf das PISA-Ranking, wird durch die enorme Stabilität der Ergebnisrechnungen gegenüber unterschiedliche gewählten mathematischen Modellen und Wichtungsfaktoren eindrücklich bestätigt. Die Robustheit der Daten gegenüber mathematischen Manipulationen unterstreicht nachdrücklich den gefunden Zusammenhang. Die Werte für R square, die für alle aufgeführten Länder größer als 0.66 sind, zeigen auch, daß der Zusammenhang zwischen dem SKF und dem PISA-Wert an Erklärungsmacht alle anderen Zusammenhänge deutlich übertrifft.

Abschliessend exemplarisch der Graph des Modells L20I mit 95% Konfidenz-Grenzen:

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